Wie es zur Errichtung des Eulauer Kriegerdenkmales kam

von Josef Rotter

... Als ich als junger Soldat im Ersten Weltkrieg mit meinem Regiment durch die weiten Ebenen und Sumpflandschaften Wolhyniens zog, sah ich immer wieder an Feldrainen, Wegrändern, in Ortschaften und Wäldern die weißen Birkenkreuze, die auf einem schlichten Holztäfelchen Namen und Sterbetag dessen trugen, der fernab seiner Heimat hier begraben lag. Dieses Verlassensein der Gefallenen bewegte schon 1915 die Angehörigen und viele Eulauer Ortsbewohner, sich mit der Errichtung eines Kriegerdenkmals zu beschäftigen - doch von dem ersten Wollen bis zur endgültigen Ausführung des Planes war noch ein weiter Weg.

Damals wurde der aufgelassene Friedhof als »Heldenhain«, als Gedächtnisstätte für die gefallenen Ortssöhne in Betracht gezogen, doch blieb dieser Beschluss der Gemeindevertretung während des Krieges und der ersten Nachkriegsjahre unausgeführt. Nur in der Kirche wurden einzelne Votivtafeln von Privatpersonen angebracht.

Nach dem überraschend hohen Sammelergebnis für die neuen Kirchenglocken im Sommer 1921 wurde auch in Eulau wieder die Errichtung eines Kriegerdenkmals erwogen. Diesmal aber nicht wie 1915 von der Gemeindevertretung angeregt, sondern von einem »Denkmalausschuss«, dem Vertreter von interessierten Parteien und Vereinen unter dem Obmann Franz Josef Hübner angehörten. Nun setzte von Ausschussmitgliedern und freiwilligen Helfern eine rege Sammeltätigkeit ein, deren Ergebnis jedoch weit hinter der, der Glockensammlung zurückblieb. Als eine der ersten Aufgaben entschied der Ausschuss über die Platzfrage. Nachdem der Platz, auf dem später die »Eulauer Spar- und Darlehenskasse« erbaut wurde, abgelehnt worden war, erhielt der Ausschuss von der Gemeinde die Bewilligung, das Denkmal auf dem sog. »Lehmplatz« errichten zu dürfen. Mittlerweile lagen auch schon die ersten Entwürfe vor. Un-ter diesen hatte das Modell aus der Werkstatt des akad. Bildhauers Paul Philipp, Königswald, die beste Aussicht auf Aufnahme in den engeren Wettbewerb. Im Spätherbst 1922 wurde der Sockel für das spätere Denkmal errichtet. Dann aber trat um die Wende 1922/23 wiederum eine Ruhepause in die Vorarbeiten ein. Am 28. März 1923 verstarb unerwartet Obmann Hübner. Als dessen Nachfolger wurde einstimmig Schlossermeister Rudolf Kretschmer, Neu-Eulau gewählt.

Der große, für die Aufstellung des Denkmals ausersehene Platz, verlangte ein Standbild von wirkungsvoller Größe, für das aber die bisher gesammelten Gelder bei weitem nicht ausreichten. Es wurden neue Entwürfe eingeholt und der akadem. Bildhauer J. Tampe aus Tetschen mit der Fertigstellung betraut.

In Anbetracht der Geldknappheit war im Denkmalausschuss viel Stimmung dafür vorhanden, einen Naturstein, ähnlich dem des Jahnsteines, aufzustellen. Da aber im Frühjahr 1925 der inzwischen geschaffene »Garantiefonds« eine entsprechende Rückendeckung darstellte, entschloss man sich auf Antrag des Baumeisters Albert Windrich, den Denkmalsockel aus Kunststein und die Figur des niederbrechenden Kriegers aus Trachit ausführen zu lassen. Den Auftrag hierzu erhielten die akad. Bildhauer J. Tampe, Tetschen und Paul Philipp, Königswald. Das Bild des Denkmals schuf der Graphiker Erich Güttler aus Eiland.

Der rohe Trachitblock wog fast 3000 kg, die fertiggestellte Figur hatte immerhin noch ein Gewicht von 1500 kg. In die Höhlung des Denkmalsockels wurde in einer verlöteten Zinndose eine auf Pergament geschriebene Gedenkurkunde, ein Exemplar des »Gefallenen-Gedenkbuches«, die ortsüblichen Tageszeitungen und alle gängigen Hartgeldsorten hinterlegt. Die erzenen Namenstafeln wurden von der Firma F. Suttner, Bodenbach geschaffen.

Die Enthüllung erfolgte am Kirchweihsonntag, dem 18. Oktober 1925. Fachlehrer J. Rotter, der die Gedenkrede hielt, hatte auch den Text zu einem Chorwerk geschrieben, das von Gerald Hammer (einem Neffen von Apotheker W. Fischer) vertont und vom Eulauer Gesangsverein unter dem Chorregenten Friedrich Thiele bei der Enthüllung gesungen wurde. Kranz- und Blumenspenden häuften sich am Sockel des Denkmales.

Trotzdem der Gedenkstein der Obhut der Gemeinde überstellt worden war, hielt der unermüdliche Obmann den Ausschuss auch weiterhin in seinem Amte, bis auch der letzte Rest der verbliebenen Schuld getilgt war. Das Denkmal wurde, wie so vieles, nach 1945 zerstört.

 

Die Opfer des 1. Weltkrieges:

Die Opfer des 2. Weltkrieges.

 

Quelle: Artikel aus "Trei da Hejmt",
   Mitteilungsblatt für den Heimatkreis Tetschen-Bodenbach/Sudetenland,
   56. Jahrg. Nr. 12; im Dezember 2003

letzte Aktualisierung am 02.01.2004