„Der Hammer geht um...“

Nachrichtenübermittlung einst und jetzt

Josef Rotter

 

Heute ist die Post die öffentliche Einrichtung zur Beförderung von Briefen, Postkarten, Drucksachen, Zeitungen, Warenproben, Paketen, Geld und Personen. Eisenbahn- Postbusse, Schiffe und Flugzeuge haben die schwarz-gelbe Postkutsche verdrängt und sie zu einem Museumsstück gemacht.

In kürzester Frist leiten heute Telephon, Telegraph und Elektrowellen mündliche und schriftliche Nachrichten in alle Gegenden der Welt und Radio- und Fernsehapparat sind heute schon Kindern vertraute Errungenschaften zur Übertragung von Wort, Musik und Bild.

Dank der Gründung des Weltpostvereins durch den ersten reichsdeutschen Generalpostdirektor Heinrich (von) Stephan ist der zwischenstaatliche Postverkehr seit 1874 so gut geregelt, daß einen eine Nachricht über Tausende von Kilometern praktisch in jedem größeren Orte der Erde in nicht allzulanger Zeit erreicht.

Aber zwischen der primitiven Nachrichtenübermittlung der vorchristlichen Zeit durch Rauch-, Feuer- oder Blinksignale etc. oder wie heute noch durch die Trommelzeichen der Urwaldvölker bis zum jetzigen hohen Stande der Fernverständigung liegt ein weiter und beschwerlicher Weg.

Es ist nicht Aufgabe dieser Zeilen, den steten Aufstieg dieser Entwicklung hier aufzuzeigen, wohl aber bei einigen Etappen derselben zu verweilen, soweit sie unser engeres Heimatgebiet betreffen.

Nach Einführung der ersten Gemeindeordnung hatte der Ortsrichter doch manchmal den Dorfbewohnern etwas zu verlautbaren oder sie zu einer Besprechung zusammenzurufen. Dann „ging der Hammer um“, d.h. der Gemeindebote wanderte durch die Ansiedlung und lud die Untertanen „zum Gebot“ (zur Zusammenkunft) oder verkündete ihnen mündlich nach der mitgegebenen Weisung die Mitteilung des Ortsrichters. Um sich bemerkbar zu machen, schwang er den Hammer, eine Art Gründonnerstagklapper, wobei ein kleiner, auf einem Brettchen aufmontierter Holzhammer lauttönend auf seine Unterlage schlug. Später ging wohl auch die „Platsche“ mit der schriftlichen Kundmachung von Haus zu Haus und jeder Einwohner hatte sie nach einer festgelegten Ordnung raschestens an den Nachbarn weiterzugeben. An Stelle von „Hammer“ und „Platsche“ traten in späterer Zeit das „Ausklingeln“ oder „Austrommeln“, heute wohl mancherorts schon die „Rundfunkverlautbarung“.

Der „Hammer“ ging früher auch bei öffentlichen Feilbietungen um und wird heute noch bei Versteigerungen gebraucht, wenn Dinge „unter den Hammer kommen“. Teilnehmern an Zwangsversteigerungen find die Hammerschläge und die Worte des Versteigerungsleiters: „Zum ersten, zum zweiten und zum dritten Male“ ja nichts Neues.

Eine einfache Art der Post als Nachrichtenübermittlung gab es schon im Altertume, die damals aber im römischen Reiche zur Verbindung mit den oft weit entfernten Provinzen besonders unter Kaiser Augustus (30 v. Ch. bis 14. n. Ch.) gut ausgebaut.

Klöster hatten ihre Klosterboten, in Städten vermittelten zunächst Metzger und Viehhändler Nachrichten nach auswärts, innerhalb des Stadtgebietes besorgten das die Stadtboten, Fürsten hatten oft ihre eigenen „Botenposten“. 1504 schuf Gf. Franz von Taxis durch ein Abkommen mit Philipp von Spanien die ersten regelmäßigen Postverbindungen in seinem Reiche und 1516 wurden diese auch für den öffentlichen Verkehr freigegeben.

In unserer engeren Heimat gab es auch schon zur Zeit der Bünauer (1527 bis 1628) eine Art Post, indem nämlich die Bewohner der einzelnen Dörfer ihres Obrigkeitsgebietes an Stelle der abzuleitenden Robot das sog. „Pottschaftslaufen“ verrichten mußten, wofür ihnen für eine Meile 2 gr gegeben wurden. So waren die Bewohner von Tyssa und die der 26 Häuser von Schneeberg zum Botschaftslaufen verpflichtet. Auch die Einwohner von Rongstock mußten allwöchentlich zweimal die Postbriefe von Aussig nach Tetschen und umgekehrt bringen. Dafür waren sie von Servitut (= Grunddienstbarkeit) der sog. Hofdienste befreit, demzufolge alle männlichen und weiblichen Untertanen ledigen Standes der Obrigkeit drei, zwei, ein oder ein halbes Jahr um einen bestimmten Lohn auf den Meierhöfen dienen mußten.

Botschaftslaufen mußten auch die zum Eulauer Gericht gehörigen Dorfbewohner zu den gleichen Bedingungen wie die Tyssaer oder Schneeberger, u. zw. so oft und wohin es die Obrigkeit für nötig fand.

Die Beförderung der schriftlichen Amtsbefehle mußten andernorts meistens die Besitzer der radizierten Wirtshäuser besorgen. Man nannte das das „Zetteltragen“.

Als der Planrichterliche Schank in Obergrund 1762 dem Johann Georg Leinweber verliehen wurde, war daran die Verpflichtung geknüpft, daß er sich des „Zetteltragens“ willig zeige. Erst um 1580 wurden in einigen deutschen Städten Posten eingerichtet und Graf (später Fürst) von Turn und Taxis zum Generalpostmeister ernannt.

Das heutige Postwesen entstand in Deutschland nach 1816, wobei sich der preußische Generalpostmeister von Nageler besondere Verdienste erwarb. Der Name Post kommt vom lat. posita, d.h. „festgesetzter Aufenthalt“, weil der festgelegte Pferdewechsel und die Entgegennahme und Weitergabe der Briefe seitens des Posthalters immer an einer bestimmten Stelle durchgeführt wurden. Der allem Wetter ausgesetzte Postkutscher, der „Schwager“, trug bei Regen einen weiten Radmantel aus geöltem Tuch und einen mit gleichem Stoff überzogenen Zylinderhut, wie einer noch im Eulauer Heimatmuseum aufbewahrt wurde. Seine Ankunft und Abfahrt verkündete der Postillion durch das weithin schallende Posthorn, das ja bis heute das Symbol der Post geblieben ist.

Mit den Einrichtungen des „Botschaftslaufens“ und „Zetteltragens“ begnügte man sich in unserer Heimat bis zum Jahre 1832. Dann ließ Gf. Franz Anzon von Thun in Bodenbach eine Poststation gründen, für die 1841 ein eigenes Posthaus (das spätere „Posthotel“) erbaut wurde. 1850 ging diese Post an den Staat über.

1835 wurde im sog. Hantschke’schen, dann im Janitschke’schen Hause Nr. 82 in Tetschen eine Postexpositur errichtet und das Haus erhielt als Gastnahrung den Namen „Zur Post“. Der Besitzer des Hauses, Hr. Franz Hantschke, war auch in Tetschen der erste Post-Expedient, dem später Hr. Johann Hladik folgte. Am 10. März 1873 wurde die Tetschner Postexpedition in ein k.k. Aererialpostamt umgewandelt.

Dann folgten in rascher Aufeinanderfolge die Gründungen anderer k.k. Postämter, so: 1856 in Königswald (das auch den Postverkehr mit Tyssa und Peterswald vermittelte), 1863 in Niedergrund, 1869 in Topkowitz und Eulau. Hier war Hr. Knauer, der Schwiegervater des Fabrikdirektors Wilhelm Schicktanz, der erste Postmeister. Tyssa erhielt sein Postamt 1870, Herrnskretschen 1871 und Bünauburg 1874.

So bequem wie heute war allerdings die Briefaufgabe noch nicht: jeder Brief mußte am Postschalter aufgegeben werden, die Austaxierung geschah nach Gewicht und Entfernung handschriftlich oder durch Franco-Stempel und wurde gegen handschriftliche Bescheinigung in bar bezahlt. Postwertzeichen (Marken) erschienen in Deutschland zuerst 1845 in Bayern, die Postkarte erfand 1870 der Wiener Professor Hermann, die Ansichtskarte 1872 der Oldenburger Hofbuchhändler Schwarz. Postkasten wurden erst später in Dienst gestellt. Schreibtelegraphen gibt es seit 1837 (Sam. Morse), das Telephon erfand 1861 der Lehrer Philipp Reis. Das Rundfunkhören mit Kopfhörern ist seit 1920, der Bildfunk seit 1950 in Gebrauch.

Die hier nur flüchtig und unvollständig angedeuteten Verbesserungen der Nachrichtenübermittlung ermöglichen schnellste und sicherste Weiterleitung von Verständigungen – aber selbst die ist manchen in unserer schnellebigen Zeit noch zu langsam ...

 

Quelle: Artikel aus "Trei da Hejmt",
   Mitteilungsblatt für den Heimatkreis Tetschen-Bodenbach/Sudetenland,
   12. Jahrg. Nr. 15/16; August 1959

letzte Aktualisierung am 10.04.2005