XX. Die Gemeinde Schneeberg

(aus Bd. 2 Kap. 1)

mit dem Gemeindeamte in Schneeberg, wozu Schneeberg und Eiland gehören. Wir nennen:

a) Schneeberg, am Fusse des hohen Schneeberges gelegen, früher Schneedorf genannt, von Bergarbeitern gegründet. Es hatte vor hundert Jahren 68 Häuser, vor 200 Jahren 142 Bewohner, zählt jetzt 101 Häuser mit 660 Einwohnern, und hat mit Eiland eine Grund-Area von 3181 Joch 766 Klftr., welcher meistens dem Fidei-Commiss Tetschen gehört. Erst zum Rittergute Schönstein gehörig, kam es zur Herrschaft Eula und mit dieser zum Fidei-Commiss Tetschen. Dieser Ort litt im 30jährigen Kriege sehr viel. Ein grosser Theil lag wüste, die Wirthe waren entlaufen oder ausgestorben und die Gebäude Brandstätten. Von den vor diesem Kriege dort gestandenen 23 Häusern sollen 12 niedergebrannt worden sein. Es heisst: "Nachdem die Unterthanen wieder ersetzt waren, vermehrte sich dieser Ort. Graf Maximilian von Thun gründete dort 14 neue Häuser und Gräfin Philippina liess 12 Häuser erbauen, welche die "zwölf Apostel" genannt wurden. Auch wurden den Ansiedlern schlechte Pachtgründe übergeben, welche dieselben mit unberechenbarem Fleisse bearbeiteten und nur wünschten, sich mit mehr Grundstücken plagen zu können. Die alten 23 Wirthe wählten im Jahre 1776 die neue Robot, während die späteren Ansiedler bei der alten Verfassung blieben. Das dortige bei der Försterwohnung stehende, ehemals einzige Wirthshaus ist sehr alt. Im Jahre 1642 lag es, von den Schweden niedergebrannt, wüste. Es besass viele Gerechtigkeiten, darunter die Gerichtsbarkeit, freies Backen, Schlachten, Bier- und Branntweinschank u. s. w., so lange es der Obrigkeit beliebig sein wird.1) Auffallend ist es, dass in Schneeberg seit alter Zeit bei dem dortigen oft ganz ausgetrockneten Bächlein eine eingängige unterthänige Mahlmühle bestand.2) Des dortigen einst bestandenen Bergwerkes wird noch gedacht werden. Man zeigt heute dort noch die Eisengruben und die sogenannte Eisenstrasse. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts besteht dort ein k. k. Zollamt. Das Amtsgebäude bestand früher in Hinterschneeberg, wurde jedoch im Jahre 1844 mitten in den Wald zwischen Rosenthal und Schneeberg, nächst der dortigen Hegerwohnung und Schanknahrung "zum Waldhaus" gebaut. -- Auf dem dortigen hohen Schneeberge (2225 Fuss) liess Graf Franz Anton von Thun durch den Baumeister Josef Perthen aus Peiperz einen 105 Fuss hohen Thurm erbauen, welcher, im Jahre 1864 fertig geworden, zu den Triangulirungs-Vermessungen und jetzt als schöner Aussichtspunkt benützt wird. Daneben wurde später (1866) auch ein Restaurations-Gebäude errichtet.

b) Eiland, an der sächsischen Grenze am Hammerbache, der unter dem Namen Bielabach im Bielagrunde nach Sachsen fliesst und bei Königstein in die Elbe fällt. Dieser von der Gräfin Maria Adelhaid angelegte Ort hatte im Jahre 1706 blos drei alte Gebäude und ein steinernes Haus, worin einstens der Hammermeister wohnte. Es bestand nämlich dort ein von den Herrn von Wartenberg gegründetes Eisenhammerwerk. Ein gewisser Kuhmerke soll es um die Mitte des 15. Jahrhunderts eingerichtet haben.3) Vielleicht war es jenes Hammerwerk, welches in einem aus der alten Landtafel ausgezogenen Extracte "in Königswalde hamrý" genannt wird, weil die ganze, vom Orte Königswald bis Königstein hinlaufende Waldung der "Königswald" hiess. Vielleicht hatte es damals auch noch keinen Namen und wurde nach dem zunächst gelegenen grösseren Kirchsprengelorte, welcher Königswald war, benannt. Es kann auch der zu dem Heirathsgute der Agnes von Sternberg, Gemahlin Sigmunds von Wartenberg, gehörige Eisenhammer, dessen wir schon gedacht, gewesen sein.4) Zur Zeit der ersten Ritter von Bünaü erscheint es unter den Namen "Elend" und "Hammer Eulandt" als ein "zum Hause Schönstein" gehöriges Lehengut. Wie aus den im Tetschner Schloss-Archive vorfindlichen Maurer- und anderen Rechnungen ersichtlich ist, befanden sich im Jahre 1555 im "Hammer Eulandt" ein Hochofen, ein Schmiede- und ein Blechhauwerk.5) Die Ritter von Bünau verliehen es als ein Lehengut an verschiedene Besitzer, welche im dortigen Bache Forellen fangen, das Wasser schützen, Bier aus dem Schönsteiner Bräuhause und Wein verzapfen, backen, schlachten, Vögel ohne schädliches Waidwerk fangen, ihr erzeugtes Eisen ganz frei verkaufen konnten und nur alljährlich dem Grundherrn 60 Stein Eisen (à Stein 20 Pfund) gegen eine geringe Bezahlung überlassen, für den Hammer 2 ½ Schock Groschen zinsen und ausserdem für die anderen Gerechtigkeiten einen Zins von 5 ½ Schock Groschen, also zusammen 8 Schock zahlen mussten, wie es in den ältesten Schätzungen heisst.6) Als Lehengutsbesitzer erscheinen dort ein Georg Münch und eine aus Leipzig stammende Familie Teuerling. Ein Georg Teuerling verkauft es an einen Mathes Zanetti a Die, gewesenen k. k. Stuhlhauptmann. Im 30 jährigen Kriege wurde dieses Lehengut so arg verwüstet, dass es heisst: Leopold und Alexander Zanetti hätten es mit Schaden besessen. Nach des Letzteren Tode verkaufte es Leopold Balthasar Zanetti an den Grafen Franz Sigmund von Thun, welcher es mit der Herrschaft Eulau vereinigte. Der Kaufvertrag, welcher uns in Abschrift vorliegt, wurde zu Passau am 22. Jänner 1669 abgeschlossen.7) Unter dem Grafen Maximilian von Thun wurde der Eisenhammer in Eulandt in eine Glashütte umgewandelt (1674), weil der Eisenstein zu mangeln anfing. Es lebten damals dort 21 Menschen.8) Man erzählte sich im Jahre 1675 von einem "gar massigen Glasermeister", dessen schöne Braut, mit buntfarbigen Bändern geschmückt, bei den Beamten im Schloss Eulau sich vorstellte.9) Als aber auch die Glashütte den gewünschten Nutzen nicht trug und eingegangen war, legte die Gräfin Maria Adelhaid von Thun als Vormünderin des Grafen Ernst Kajetan dort das jetzige Dorf Eiland an. Sie liess an 13 Ansiedler (gegen einen erblichen Zins von einen Gulden für einen Strich) Grundstücke vertheilen, und dieselben sollten von allen anderen Steuern, aller Robot und Kriegslasten frei sein.10) Die alten Lehengutsgebäude, nur mehr Ruinen, wurden verkauft. Eine von derselben Gräfin errichtete zweigängige Mühle wurde ebenfalls an 8. Dezember 1707 emphiteutisch gegen Zahlung von Zins verkauft.11) Dieselbe besteht heute noch unter dem Namen "Hammerhof". -- Jetzt gibt es dort drei Mahlmühlen mit einer Brettmühle und einer Lohstampfe, worunter die Kunstmühle des Franz Philipp ist. Während der Preussen- und der Befreiungskriege wussten sich die Eilander Bewohner durch Verbaue zu schützen. -- Vor 200 Jahren hatte Eiland blos 21 Bewohner, vor 100 Jahren 31 Häuser, und hat jetzt 49 Häuser mit 282 Einwohnern.

Die Bewohner dieser Ortschaften nähren sich meistens als Waldarbeiter, als Handwerker, von etwas Feldbau, Viehzucht und Handel.

 

XX. Die Gemeinde Schneeberg

(Fortsetzung von II. 98)

umfasst die Dörfer:

Schneeberg und Eiland mit 153 Häusern, 794 Bewohnern, und einer directen Steuer von 3263 fl. 28 kr.. Schneeberg gehört zur Seelsorge und dem Postgebiete Eulau und Eiland zur Seelsorge und dem Postgebiete Tyssa. Wir nennen:

a. Schneeberg mit 539 einheimischen Bewohnern in 103 Häusern, hat eine einklassige Schule, eine gräflich Thunsche Revierförsterei, eine freiwillige Feuerwehr und einen Kranken-Unterstützungs- und Beerdigungsverein.

Es wurde schon in dieser Geschichte II. 278 von einem aufgelassenen Eisenbergwerke in Schneeberg erzählt. Im Jahre 1882 wurden Spuren dieses Bergwerkes durch einen Landmann wieder aufgefunden und ein alter Schacht entdeckt.12)

Am 23. September 1779 war Kaiser Josef II. auf dem hohen Schneeberge. Am 6. Jänner 1881 wurde in der General-Versammlung des Gebirgs-Vereins für die böhmische Schweiz und ebenso am 29. Mai 1881 bei Gelegenheit der Eröffnung des Aussichtsthurmes auf dem Rosenberge durch den Gebirgs-Verein beschlossen, auf dem Schneeberge eine Kaiser Josef-Gedenktafel zum Andenken und als ein Erinnerungszeichen an die Anwesenheit Kaiser Josef II. auf dem Schneeberge zu errichten.13)

b. Eiland mit 255 Einwohnern in 50 Häusern hat eine einklassige Volksschule. Der dortigen Industrien ist schon gedacht.

1) Grundbuch I. 331 - VI. 242.
2) Siehe Mühlen-Register oder Ausweis im Tetschner Schloss-Archiv.
3) Sage in Kropf's Matr.
4) und 5) Schon genannt, und Bünau'sche Rechnungen.
6) Siehe Bünau'sche Schätzungen und Rechnungen.
7) Kropf Matr. und der uns vorliegende Kaufvertrag.
8) und 9) Siehe Mannschaftsbuch, alte Erbregister und Eulauer Gemeindelade.
10) und 11) Grundbuch 403-294 und Mühlenregister.
12) Siehe die Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs vom Jahre 1882. IV. 303
13) Siehe die Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs vom Jahre 1881.

Quelle: P. Franz Focke, Pfarrer in Königswald:
"Aus dem ältesten Geschichts-Gebiete Deutsch-Böhmens. Eine geschichtliche Durchforschung des Elbe- und Eulauthales"
erschienen im Selbstverlage des Verfassers.
1. Band und 2. Band 1879 und 3. Band 1889