Ursprung und Entwicklung der Knopf- und Metallwarenindustrie im Eulautal

Ein Beitrag zur Industriegeschichte von Peterswald, Tyssa, Kleinkahn, Riegersdorf, Eulau, Merzdorf und Bünauburg

Von Franz Schmidt, früher Leiter des Eulautal-Museums

(Mitteilung der Abteilung Industrie und Wirtschaft)

 

In früherer Zeit fand der weitaus größte Teil der Bevölkerung unserer engsten Heimat Beschäftigung bei Ackerbau und Viehzucht und schwer genug wurde dem steinigen Boden ein geringer Ertrag abgerungen.

Mit dem steten Wachsen der Bevölkerung konnte naturgemäß diese Hauptbeschäftigung nicht mehr ausreichen, und man suchte nach neuen und besseren Erwerbsmöglichkeiten.

Als erste und noch heute einer der bedeutendsten dieser neuen Erwerbsquellen dürfen wir wohl die Knopf-und Metallwarenerzeugung betrachten und will ich im nachstehenden deren Ursprung und Entwicklung kurz darstellen.

Als Grundlage diente mir das sehr wertvolle Büchlein des Herrn Pfarrer Nitsche, Komotau, eines Peterswalder Ortskindes und nicht minder wichtig waren die Berichte der Herrn Fabrikanten, für deren freundliche Unterstützung ich im Namen der Arbeitsgemeinschaft besten Dank sage.

Nach der schriftlichen und mündlichen Überlieferung war es ein Christ. Hieke in Peterswald, der im Jahre 1757 als erste die Schnallenerzeugung betrieb. Durch vieles Reisen hatte er die Notwendigkeit der Schnallenerzeugung auf Grund des stets herrschenden Bedarfes festgestellt und dabei gleichzeitig den Geschmack kennengelernt. Es war ihm daher ein leichtes, die richtigen Muster zu treffen und einen bedeutenden Umsatz für seine Erzeugnisse zu finden. Es waren Schnallen aus Zinn sowie Messing gegossen, sodann gut gereinigt und verpackt. Der Absatz wuchs ständig, und gar bald fanden sich neue Erzeuger für den sehr einträglichen Artikel, es waren dies die Brüder Schönbach, die außer Schnallen als Erste Knöpfe gossen und damit überall großen Anklang fanden. Noch heute sind Gießerhäuschen in Peterswald zu sehen. Bald begann man auch, aus Blech Knöpfe zu erzeugen. Gleichzeitig mit der Entstehung dieses Industriezweiges in Peterswald fanden sich auch im benachbarten Tyssa tatkräftige Männer, die diese Industrie einrichteten und allmählich gute Erfolge aufzuweisen hatten. Die später folgende Aufzählung und Besprechung der einzelnen Unternehmungen zeigt ungefähr den Aufbau an diesem Orte, soweit ich Ermittlungen machen konnte.

Der Absatz dieser Knöpfe war zwar meistens gut, doch mußte der Fabrikant seine Ware selbst zu Markte oder auf die großen Messen tragen, ohne jene modernen Verkehrsmittel, die ihm heute zur Verfügung stehen. So wurden die großen Messen in Leipzig mit dem Karren oder Ranzen voller Waren besucht und selbe dort verkauft; erst die neue Zeit mit ihren wunderbaren Errungenschaften in der Technik sollten auch hier Wandel schaffen. Bald entstanden bessere Verkehrswege, die Eisenbahn usw. Der Besuch der Märkte mit der Ware erübrigte sich bald, denn es fanden sich Händler, die den Betrieb von Knopf- und Metallwaren zum Erwerb nehmen. Von dem allgemeinen Fortschreiten der Technik blieb auch die Knopf-Fabrikation nicht unberührt, und es gelang, die Fabrikation durch Anwendung des Maschinenbetriebes rationeller zu gestalten, so daß heute verschiedene Handarbeiten sehr sinnreich und zeitsparend auf diesem Wege ersetzt werden, was einer bedeutenden Verbilligung der Erzeugnisse gleichkam. Doch auch die umliegenden Ortschaften blieben von dieser Entwicklung nicht unberührt, und gar bald entstanden auch im Eulautale bis in die Nähe von Bodenbach gleiche oder ähnliche Erzeugnisstätten, wenngleich die Orte Peterswald und Tyssa am bekanntesten blieben.

Zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Knopfindustrie einen bedeutenden Aufschwung, der leider durch den im Jahre 1914 ausgebrochenen Weltkrieg plötzlich behindert wurde, und wenngleich die ersten Jahre der Nachkriegszeit eine kurze Belebung des Knopfabsatzes brachten, so war dies doch nur von vorübergehender Dauer. Die Nachkriegsjahre zeigten deutlich, daß dieser Industrie das ehemalige Österreich-Ungarn als Absatzgebiet genommen war und daß die Wiedergewinnung dieses in Kleinstaaten zerfallenen Gebietes infolge der vielen Einfuhr- und Zollschwierigkeiten große Widerstände zu überwinden hat, außerdem entstanden im Ausland, wie z.B. in Japan, Italien, Frankreich, Ungarn usw. ebenfalls größere Knopffabriken, die heute schon als nicht zu unterschätzende Faktoren zu beachten sind.

Aus den nachstehenden mir zugegangenen Berichten der einzelnen Unternehmungen ist all dies noch anschaulicher zu ersehen, gleichzeitig möchte ich damit zeigen, welche Fülle verschiedener Kleinmetallwaren in unserer engsten Heimat erzeugt werden, was wohl manchem Heimatkind, um so mehr der Außenwelt unbekannt sein dürfte.

Die nachstehenden Berichte trafen ein, und ich erlaube mir hiermit, selbe wie folgt zu veröffentlichen:

Wohl die älteste Fabrik in Peterswald, Anton Franz Schönbach, wurde im Jahre 1870 gegründet, und zwar vom Großvater des jetzigen Inhabers. Als erste Artikel wurden Zinn- und Messingknöpfe aus Guß erzeugt, ferner Handschuhdruckknöpfe und Hosenschnallen. Die Erzeugnisse brachte der Begründer anfangs selbst im Rucksack zur Leipziger Messe. Später erzeugte man Kragen- und Manschettenknöpfe sowie andere Metallknöpfe für den Export, und kurz vor Ausbruch des Weltkrieges wurden Zelluloidknöpfe 1) neu aufgenommen. Während des Krieges kamen hauptsächlich Heereslieferungen zur Ausführung und wurden in dieser Zeit ungefähr 300 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt. Nach Beendigung des großen Krieges nahm das Unternehmen die bisherigen Artikel, Kragen-, Manschetten- und sonstige Metallknöpfe für den Export wiederum auf, welche einen guten Absatz finden.

Die Metallwarenfabrik C. Kühnel, Peterswald, wurde im Jahre 1782 im Hause Nr. 102 gegründet, woselbst Zinnknöpfe sowie Löffel, später Messinglöffel und Knöpfe erzeugt wurden. Diese Erzeugungsstätte verblieb hier bis zum Jahre 1840 und wurde dann im Jahre 1858, nach 18jähriger Unterbrechung in das Haus Nr. 209 in Peterswald verlegt, wo der Vater des jetzigen Inhabers, Herr Karl Kühnel, Handschuh- und Hosenknöpfe erzeugte. Im Jahre 1871 vereinigten sich Herr C. Kühnel mit Herrn E. L. Gottschald aus Dresden und errichteten eine neue Fabrik im benachbarten Ortsteil Hungertuch. Es war hier eine abgebrannte Mühle, die von Herrn Kühnel zu einer Fabrik umgebaut wurde. Im Jahre 1881 zerstörte ein Schadenfeuer den gesamten Bau, der neuerdings aufgeführt wurde. Der Betrieb lief dann auf gemeinsame Rechnung nur bis 1881 weiter, denn die beiden Gesellschafter trennten sich. Herr Kühnel fabrizierte im Hause Nr. 209 weiter, kaufte jedoch schon im Jahre 1882 die Mahlmühle Nr. 146, die er für Fabrikationszwecke umbaute und im Jahre 1887 bedeutend erweiterte. Nun erzeugte man hauptsächlich Exportknöpfe, Schirm- und Stockbeschläge sowie Tapeziernägel. Im Jahre 1889 errichtete Herr Kühnel auch in Königswald eine Fabrik für die gleichen Artikel, die aber 1890 wieder aufgelassen werden mußte, da Amerika als Hauptabnehmer die Zölle übermäßig erhöhte und eine weitere Einfuhr dadurch unmöglich machte und außerdem keine geeigneten Arbeitskräfte zu finden waren, der Betrieb wurde zur Gänze nach Peterswald verlegt. In den Jahren 1904 bis 1907 erweiterte man den Betrieb wesentlich, der vom Jahre 1906 sodann vom jetzigen Inhaber weitergeführt wurde. Gründer dieses Unternehmens ist, soweit nachweisbar, ein gewisser "Müllerfranze", nach welchem der Großvater des Inhabers, Wenzel Kühnel, und der Vater, Carl Kühnel, das Geschäft in die heutigen Bahnen leitete.

Gegenwärtig werden gezogene, gestanzte, gedrückte, fassonierte 2) und gedrehte Artikel erzeugt sowie sämtliche Schirm-, Stock- und Skibeschläge, außerdem Knöpfe und andere in das Fach einschlägige Artikel.

Über die Firma Wolf und Sohn, Peterswald, berichtete mir der Gedenkbuchführer dieser Gemeinde, Herr Franz Wolf:

Der Begründer dieser Firma war Franz Wolf, geboren im Jahre 1812. Er entstammte der Familie der sogenannten "Rauerhonse" aus dem Hause Nr. 273 in Peterswald, das Stammhaus derselben war jedoch das Gebäude Nr. 239, in welchem es bis vor wenigen Jahren noch beim "Honsenseffen" hieß, was jedenfalls darauf schließen läßt, daß einmal ein Hausherr Johann-Hans geheißen hat. Der Vater des eingangs erwähnten Franz Wolf hatte das Haus Nr. 273 von einem gewissen "Rauer" gekauft. Außer Franz Wolf waren noch fünf Brüder und eine Schwester da, und zwar Wenzel Wolf, nachmaliger Hornknopffabrikant, Nr. 262, Ferdinand Wolf, Ziegeldeckermeister in Mecklenburg, August Wolf, Nr. 258, nachmaliger Sparkassendirektor, Josef Wolf, Nr. 160, Schnallenerzeuger und Anton Wolf, welcher das väterliche Haus Nr. 273 übernahm. Die Schwester Theresia Wolf war an einen Fabrikanten Konrad in Niedergrund a. Elbe verheiratet. Franz Wolf kaufte im Jahre 1838 das Häuschen Nr. 276 von einer gewissen "Jankinn" und verheiratete sich nachher mit Thekla Bernhardt aus Nr. 41 in Peterswald. Von da ab hieß man diese Familie "bei der kleinen Thekla", später kürzer "beim Thekla".

Im Jahre 1840 unternahm Franz Wolf gemeinsam mit seinem Bruder Josef die Erzeugung von Sattlerwaren wie Rosen, Schnallen usw., auch Stiefeleisen aus Gußmessing unter der Firma "Gebrüder Wolf". Formen hatten sie sich besorgt und zum Teil auch selbst hergestellt, nach welchen sie die Ware beim "Messenwenz", einem Gelbgießer im Haus Nr. 94, in Rohguß herstellen ließen und dann mit eigener Hand fertig verarbeiteten. In erster Zeit hatte Franz Wolf die fertige Ware selbst nach Prag, Brünn, Pilsen usw. zu Markte getragen, bei welcher Gelegenheit er noch verschiedene andere Erzeugnisse kennenlernte, die er zur Herstellung und Lieferung übernehmen konnte. Dadurch war der Umsatz größer geworden und die beiden Brüder konnten sich eine eigene Gießerei einrichten. Zur Herstellung der fertigen Waren fand Franz Wolf in seinen inzwischen herangewachsenen Kindern brauchbare Arbeitskräfte. Als es dann geregelte Bahn- und Postverhältnisse gab, ermöglichte der gesteigerte Umsatz die Aufnahme einiger Hilfsarbeiter. Im Jahre 1869 starb Josef Wolf und es trat als Teilhaber dessen Sohn Anton in das Geschäft ein. -- Im Jahre 1883 kündigte jedoch Anton Wolf seinen Geschäftsanteil. Er gründete ein selbständiges Unternehmen in seinem Hause Nr. 195. Franz Wolf übergab sodann sein Geschäft an seinen Sohn August, welcher schon lange vorher das Haus Nr. 274 gekauft und sich mit Johanna Wolf aus Haus Nr.275 verehelicht hatte. Als dessen Sohn, ebenfalls Franz mit Namen, 16 Jahre alt war und sich fürs Geschäft lebhaft interessierte, wurde die Firma unter dem Namen "August Wolf u. Sohn" weitergeführt. Der Name "beim Thekla" blieb volksmündlich erhalten, obwohl diese Firma seit jener Zeit schon viermal den Besitzer gewechselt hatte. Sie hieß allgemein "Thekla-Fabrik". -- Im Jahre 1884 wurde das Haus Nr. 448 erbaut, mit Gießerei und Arbeitslokalen. Zu dieser Zeit waren schon 15 bis 20 Arbeiter beschäftigt.

Franz Wolf jun. unternahm als 18- bis 20jähriger Bursche schon Reisen bis in die Türkei, nach Rumänien und auch Belgien. 1889 wurde er dann zum Militärdienst eingezogen. Nach dem Ablauf der dreijährigen Dienstzeit war für den tüchtigen jungen Mann die Gelegenheit geboten, seine Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Im Jahre 1893 verehelichte er sich mit Josefine Püschel aus Peterswald, Nr. 79. 1896 versuchte er, die bisher gekauften Tapeziernägel in besserer Ausführung selbst zu erzeugen, was ihm auch gelang. 1897 starb der Begründer der Firma und im selben Jahr wurde die erste Schleiferei errichtet. Bereits 1898 erwarb Franz Wolf jun. die frühere Samtfabrik von V. D. Bech u. Terheggen, wohin dann im November 1899 die ganze Fabrik verlegt wurde. 1902 setzte die Erzeugung von Druckknöpfen ein. Hier war ein reiches Arbeitsfeld geboten. Unter Franz Wolf jun. hatte das Unternehmen einen raschen Aufschwung zu verzeichnen. Bald wurde auch Anker-, Mode-, Aufputz- und Zelluloidknöpfe erzeugt. --

Die Frau von Franz Wolf jun., Josefine, geb. Püschel, aus Peterswald, Nr. 79, war bereits im Jahre 1896 gestorben seine zweite Ehe schloß der Betriebsinhaber im Jahre 1905 mit Lina Dunkel aus Wien. Zwei Jahre später, 1907, erkrankte Franz Wolf jun. in Folge der vielen Überanstrengungen an einem schweren Nerven- und Gehirnleiden, dem er am 15. August 1911 erlegen ist. Franz Wolf hatte das Unternehmen zur vollen Blüte gebracht. Während der Zeit der Höchstkonjunktur, von 1906 bis 1912, fanden über 300 Arbeiter in dem Betriebe Vollbeschäftigung. Während der vierjährigen Krankheit ihres Gatten leitete den Betrieb Frau Lina Wolf. Nach dem Tode des Inhabers galten als Teilhaberinnen dessen zwei Töchter aus erster Ehe, Frieda und Marie Wolf. Im Jahre 1910 trat Franz Hiebsch, ein Neffe des alten Herrn August Wolf, in das Geschäft ein und erhielt auch bald die Prokura. Noch im selben Jahre ehelichte er Fräulein Frieda Wolf. Als am 1. Jänner 1914 Fräulein Marie Wolf als Teilhaberin ausschied, wurde Franz Hiebsch Mitchef, fünf Jahre später (1919) schließlich Alleinchef des Unternehmens. Er ließ es sich angelegen sein, die Fabrik durch Neubauten und Verbesserungen der Einrichtung zu vervollkommnen. Auch die Erzeugung von Stoffknöpfen wurde neu eingeführt. Wie zahlreiche andere Betriebe nach dem ersten Weltkrieg und dem Umsturz von 1918 litt auch das Unternehmen aber in den Folgejahren dadurch, daß infolge der Zerreißung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und der Veränderungen in vielen anderen Staaten die größten und besten Absatzgebiete verloren gingen.

Herr C. Hoffmann als Inhaber der Fa. C. Hoffmann, Peterswald-Hungertuch, sandte einige nette Ansichten seines Unternehmens sowie historisch interessante Punkte, worauf die Heimatforschung noch zurückkommen wird und der beste Dank hiermit gesagt sei. U.a. berichtet Herr Hoffmann über die Entstehung des jetzigen Unternehmens:

Bis zum Jahre 1874 bestand in Hungertuch eine Mühle, die samt Grundstück von den Herren Carl Kühnel, Peterswald, und Ernst Louis Gottschald aus Dresden gekauft wurde, um darin eine Metallwarenfabrik unter der Firma C. Kühnel & Co. einzurichten. Erzeugt wurden Handschuhknöpfe und Schirmbestandteile. Im Jahre 1880 brach infolge Unvorsichtigkeit beim Lackkochen ein Brand aus, der das Fabriksgelände zerstörte. Zu gleicher Zeit trennten sich die beiden Inhaber. Herr Kühnel eröffnete auf eigene Rechnung in der sogenannten Storchmühle in Peterswald eine Metallwarenfabrik, die heute noch besteht und vom Sohne des Gründers betrieben wird. Gottschald hingegen betrieb die inzwischen wieder aufgebaute Fabrik in Hungertuch weiter und begründete gleichzeitig auf Flur Hellendorf an der Staatsstraße hart an der Grenze am sogenannten Rondell eine neue, unter der Fa. Ernst Louis Gottschald. Beide wurden im Jahre 1890 von Richard Dittmeyer und Gustav Hoffmann aus Dresden übernommen und unter der Firma E. L. Gottschald Nachfolger weitergeführt. Die am Rondell befindliche Fabrik wurde gleichzeitig nach Kleppisch verlegt. Krankheitshalber trat im Jahre 1907 der Mitinhaber Hoffmann vom Geschäft zurück, Kleppisch wurde von Dittmeyer und Hungertuch von mir als dem Sohne des früheren Mitinhabers übernommen. Die Betriebe wurden von da an getrennt und von jedem auf eigene Rechnung geführt. Die Firmenbezeichnung wurde einstweilen beibehalten. Am Weihnachtsabend des Kriegsjahres 1914, wo ich als Soldat in Dresden war, brach aus bisher nicht aufgeklärter Ursache Feuer in der Fabrik aus, wodurch diese bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurde. Die Fabrik wurde neu aufgebaut und bedeutend erweitert, sowie ein Wohnhaus für Beamte ausgeführt. Nach dem Umsturz änderte ich, um Verwechslungen mit der sächsischen Firma zu vermeiden, meine Firma in C. Hoffmann um. Die erzeugten Artikel sind im großen und ganzen dieselben geblieben bis auf die Handschuhknöpfe, die schon zu Zeiten Gottschalds aufgelassen worden waren, während nunmehr Schirm- und Stockbestandteile und sonstige in dieses Fach einschlägige Artikel hergestellt wurden.

Die Firma Franz Haase, Peterswald, berichtet, daß das Unternehmen im Jahre 1884 von Herrn Franz Haase sen. gegründet wurde. Als erste Artikel erzeugte man Knöpfe aller Art, ferner Agraffen 3) für die Handschuhindustrie. Das Unternehmen entwickelte sich im Laufe der Jahre gut, so daß bereits 1903 die jetzige bedeutende Fabrikanlage gebaut werden konnte. Es werden heute alle Arten Metallknöpfe, ebenso gegossene Artikel erzeugt.

Die Metallknopffabrik Josef Haase, Peterswald, wurde im Jahre 1891 von dem derzeitigen Besitzer, Herrn Josef Haase, gegründet. Die heutige Fabrikanlage besteht seit dem Jahre 1901. Erzeugt werden sämtliche für den nahen und fernen Export geeigneten Knopfwaren.

Die Firma Wenzel Wolf, Peterswald, wurde im Jahre 1901 von dem Prokuristen, Herrn Wenzel Wolf, gegründet. Seit dem Jahre 1919 führt jedoch dessen Sohn, Herr Franz Wolf, das Geschäft unter der alten Firma weiter. In den ersten Jahren des Bestands wurden hauptsächlich Schuhknöpfe, Schuhagraffen, Ziernägel für Tapezierer und Handschuhagraffen erzeugt. Später kamen noch Knöpfe für die Damen- und Knabenkonfektion hinzu, wie Modeknöpfe, Blusenknöpfe, kleine Gold- und Ankerknöpfe. Gegenwärtig werden etwa 50 Arbeiter beschäftigt.

Eine der ältesten Fabriken in Tyssa ist jene der Fa. F. A. Püschner. Diese wurde im Jahre 1836 von Herrn Franz Anton Püschner gegründet. Anfangs erzeugt man nur die billigen Massenartikel wie Massa- und Messingrollen, ferner billige farbige Knöpfe, sogen. Gilet- 4) und Joppenknöpfe 5) für die Landbevölkerung, ebenso Gußware und Zinnguß. Allmählich wurden auch bessere Knopfsorten für Uniformen, Kinder- und Damenkonfektion aufgenommen, die noch jetzt nach allen Erdteilen exportiert werden. Ursprünglich war es nur Handarbeit und Hausarbeit, heute ist der Betrieb durch komplizierte Maschinen ausgestaltet, die äußerst rationell arbeiten.

Die Firma Josef Weigend wurde im Jahre 1840 von Herrn Weigend gegründet. Ursprünglich erzeugte man Gußknöpfe und Pferdebeschläge. Der Betrieb hat sich nur im gewerblichen Maße weiterentwickelt, die Erzeugung der obengenannten Artikel wurde ausgelassen und alsdann Schlittenglocken und messingne Tür- und Fensterbeschläge erzeugt. In den achtziger Jahren nahm man die Bronzegießerei auf, so daß sich der Betrieb nach einigen Vergrößerungen heute fast ausschließlich mit der Erzeugung der billigsten bis feinsten Tür- und Fensterbeschläge, vergoldeten Blitzableiterspitzen und ähnlichen Baubedarfsartikeln in Messing, Gold und Rotbronze, ferner mit gehämmerten Altmessingbeschlägen, Griffen mit Hornzwischenteilen usw. befaßt.

Die Fa. Augustin Hieke in Tyssa wurde im Jahre 1854 durch Herrn Augustin Hieke gegründet. Genannter befaßte sich zuerst mit der Fabrikation von Knöpfen für die ungarische Nationaltracht welche teils aus Messing und teils aus Zinn gegossen wurden. Später kam man auf die Idee, daß man diese Knöpfe aus verschiedenen Blechqualitäten prägen könnte, welcher Vorteile die Ware beträchtlich verbilligte und die Möglichkeit eines größeren Absatzes schaffte. Ursprünglich wurden die so gefertigten Knöpfe dem Auftraggeber persönlich zugetragen und das Geld dafür einkassiert. In den 60er Jahren entwickelte sich diese Knopferzeugung zur Fabrik. Die Erzeugnisse wurden anfangs durch Frachtfuhrwerk und später durch Bahn an ihren Bestimmungsort gebracht. Da inzwischen noch andere Sorten blanker Metallknöpfe mit in die Erzeugung aufgenommen wurde, so arbeitete man auf Lager und verkaufte diese sodann auf der Leipziger Messe direkt sowie auch durch Handelsvertreter in Österreich und Deutschland. Im Jahre 1870 wurde sodann zur Fabrikation der Metallknöpfe noch solche von Klauenhornknöpfen dazugenommen, welche im Jahre 1871 in einen separat hierfür errichteten Gebäude im großen Maßstab betrieben wurde. In den 70er und 80er Jahren wurden in der Metallabteilung nebst Knöpfen auch noch diverse andere Artikel aus Metall aufgenommen und die so reichhaltig ausgebaute Kollektion sicherte sich guten Absatz und wurden die gesamten Erzeugnisse dann schon nicht nur in allen europäischen Staaten, sondern auch nach überseeischen Märkten verkauft.

Die Fabrikation von Klauenhornknöpfen wurde in den 90er Jahren aufgelassen, weil dieser Artikel mehr und mehr durch Steinnußknöpfe verdrängt wurde und sich infolge geringer Nachfrage nicht mehr rentierte. An dieser Stelle wurden dann Schirm- und Stockbeschläge aus Metall aufgenommen, welche Artikel auch heute noch fabriziert werden.

Die ganze Art der Knopffabrikation wurde im Verlaufe der Zeit so eingerichtet, daß dieselbe zur Herstellung aller Arten von Damenkleiderknöpfen im jeweiligen Genre geeignet erscheint.

Mit der Ausdehnung des Geschäfts wurden logischerweise auch die Gebäude durch Zubauten erweitert.

Heute beschäftigt die Fabrik ungefähr 200 Arbeiter und erzeugt Modeknöpfe sowie diverse kleine Metallwaren und Schirm- und Stockbeschläge.

Die Fabrik der Fa. Berthold Jäger, Tyssa, wurde im Jahre 1880 vom Vater des jetzigen Inhabers, Herrn A. Karl Jäger, gegründet und hat bis zum Jahre 1906 Hornknöpfe erzeugt. Herr Berthold Jäger übernahm die Fabrik im Jahre 1906. Nun wurden hauptsächlich Kragen- und Manschettenknöpfe erzeugt. Gleichzeitig nahm die Firma die Erzeugung von Exportartikeln nach Indien auf, die bis heute guten Absatz finden. Gegenwärtig können bis 120 Arbeiter beschäftigt werden.

Die Metallwarenfabrik "Krautmühle" in Tyssa, berichtete, daß das Unternehmen im Jahre 1890 von Herrn Franz Püschner gegründet worden ist. Der Besitz war eine alte, vom Kaiser Josef erbaute Mahlmühle, deren Besitzer Kraut hieß. Diese wurde nach Ankauf in den achtziger Jahren niedergerissen und die heutige Fabrik errichtet sowie Erweiterungen im Laufe der Zeit vorgenommen. Es besteht Wasser-, Dampf- sowie elektrischer Betrieb. Als ältester Betrieb dieses Zweiges liefert selbe Baubeschläge sowie Möbelbeschläge, Scharniere und Möbelknöpfe. Ferner dessinierte 6) Bleche für die Metallindustrie. Es können gegenwärtig etwa 50 Arbeiter beschäftigt werden.

Die Firma C. A. Weidmüller, Tyssa, berichtet: Das Unternehmen der Fa. C. A. Weidmüller wurde im Jahre 1900 gegründet, als Zweigfabrik der seit 1850 in Chemnitz bestehenden Hauptniederlassung. Die Fa. kaufte damals die seit 1870 bestehende Knopffabrik von Franz Püschner, Tyssa 218, auf und richtete die dort und in der weiteren Umgebung noch nicht aufgenommene Fabrikation von Druckknöpfen für Handschuhe und Lederwaren ein. Der Betrieb wurde bald mit motorischer Kraft ausgestattet, erst vom kleinen Benzinmotor zum größeren Sauggas-Motor und später wurde er ganz auf elektrische Kraft umgestellt, so daß heute gegen zehn Motoren 1,5 bis 10 PS im Betrieb laufen.

Das Unternehmen erfuhr selbstverständlich verschiedene Umbauten und Vergrößerungen und steht heute baulich wohl als das zweckmäßigste und als eine der ansprechendsten Fabrikanlagen in Tyssa da.

Die erzeugten Artikel sind fast immer gleich geblieben, wenn auch ab und zu man einige andere Artikel mit dazugenommen hat, wie z.B. die "Buller-Needles" während des Burenkrieges, von denen nicht genug nach England gebracht werden konnten, oder Militärknöpfe während des Weltkrieges.

Durch die Veränderung nach dem Kriege wurde die Tyssaer Fabrik ein selbständiges Unternehmen und unabhängig von Chemnitz geführt. Der langjährige Leiter der Firma, Herr Moritz Wächtler, trat als Teilhaber bei. Gegenwärtig beschäftigt die Fa. einige 60 Leute, gegen 100 bis 120 in der Vorkriegszeit. Allerdings sind inzwischen bedeutende Verbesserungen an den Maschinen vorgenommen, wie auch neue automatische Maschinen aufgenommen worden, aber der Umstand, daß seit dem Weltkrieg in der ganzen Welt Knopffabriken aufgemacht worden sind, wirkt auch hier wie anderweitig hemmend und läßt das glatte, ruhige Arbeiten wie vor dem Kriege vermissen.

Heute erzeugt die Firma außer den genannten Artikeln noch Verschlüsse auf Damentaschen, die sich eines guten Absatzes erfreuen, ganz besonders nach dem europäischen und überseeischen Ausland. Vor dem Krieg ging der Hauptabsatz nach Rußland, heute ist dahin gar nichts mehr zu machen, dafür geht der größte Teil der Erzeugung nach den europäischen und überseeischen Kulturländern.

Die Fabrik von Rauchfuß & Co. wurde im Jahre 1902 von den Brüdern Franz und Josef Rauchfuß und Karl Firbaß aus Tyssa begründet. Letzterer trat im Jahre 1906 aus und errichtete selbst ein Unternehmen in Tyssa, welches in Konkurs ging (jetzige Turnhalle). Herr Josef Rauchfuß trat im Jahre 1910 aus und erwarb die Fabrik von Josef Pohler in Kleinkahn, worauf ein neuer Teilhaber namens Wilhelm Baumann, Tyssa, eingesetzt wurde, der jedoch infolge Krankheit im Jahre 1913 wieder austrat. Seit dieser Zeit ist Herr Franz Rauchfuß Alleininhaber. Bis zum Jahre 1906 erzeugte man Druckknöpfe, später Metallmodeknöpfe sowie solche aus Zelluloid hinzu. Während des Krieges wurde die Erzeugung von Uniformknöpfen, Zeltösen, Schuhösen und dergl. betrieben. Die Nachkriegszeit brachte all die bekannten Schwierigkeiten der Rückgewinnung verlorener Absatzgebiete, und es scheint, als ob die neueste Zeit eine Besserung der Verhältnisse bringen sollte.

Die Metallknopffabrik J. Weigend & Co. berichtete: Das Unternehmen wurde im Jahre 1909 im Wohnhaus des Teilhabers, Herrn Josef Weigend Nr. 96 in Tyssa, von den Herrn Josef Weigend Nr. 96, Franz Klement Nr. 283 und Josef Focke Nr. 42 Raiza gegründet. Anfangs erzeugte man die Stoffknöpfe, die damals sehr in Mode standen. Später wurden dekorierte Eisenblechknöpfe erzeugt. 1911 errichtete man das Fabriksgebäude Nr. 366 in Tyssa, wo die Erzeugung neuer Artikel aufgenommen wurde, insbesondere erzeugte die Firma als Spezialität Zelluloidknöpfe, die guten Absatz fanden, während auch Druckknöpfe, Schuhösen und ähnliche Artikel geliefert wurden. Die Fabrik beschäftigte etwa 80 Arbeiter.

Die Knopffabrik Josef Fritsche, Neuhof-Tyssa berichtete: Das Unternehmen wurde im Jahre 1912 von Herrn Josef Fritsche begründet. In der Hauptsache wurden Knöpfe für Damenkleider, Mäntel und Blusen in verschiedenen modernen Formen, Größen und Farben erzeugt. Ebenfalls Gürtelschlösser und moderner Kleiderschmuck sowie Uniformknöpfe, verschiedene Abzeichen und sonstige Massenartikel aus Metall und Zelluloid.

Herr Julius Rauchfuß, Knopffabrik Schönwald, sandte nachstehenden Bericht: Das Unternehmen wurde im Jahre 1906 anfänglich als Filiale der Knopffabrik Rauchfuß & Co., Raiza, im Hause Nr. 238 eingerichtet. Infolge der beginnenden schlechten Saison beabsichtigte die Firma, die Filiale in Schönwald aufzulassen, weshalb Herr Julius Rauchfuß im Jahre 1907 den Betrieb übernahm. -- Nach dem Jahre 1908 erfolgte der Ankauf des Wohnhauses Nr. 22 und die Fabrik wurde nach erfolgten Um- und Zubauten in das genannte Gebäude verlegt. -- Vor Kriegsbeginn erzeugte man hauptsächlich Zelluloidmodeknöpfe, es konnten 70 Leute beschäftigt werden. Die Exportunmöglichkeit infolge des Weltkrieges hemmte die Entwicklung dieses Unternehmens ebenfalls. Nach Kriegsende wurden hauptsächlich Schuhösen und Haken, sowie verschiedene Schnallensorten erzeugt und in letzter Zeit auch die Fabrikation der Zelluloidknöpfe nach elfjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen, so daß bis 60 Arbeiter beschäftigt werden konnten.

Die Firma Jos. Rauchfuß & Sohn, Kleinkahn, schreibt: Das Unternehmen wurde durch L. K. Pohler, aus Tyssa stammend, 1902 begründet. Derselbe befaßte sich mit der Herstellung von Kragen- und Manschettenknöpfen und beschäftigte seinerzeit sechs bis acht Arbeiter. Der Inhaber wurde lungenkrank und starb im Jahre 1908. Die Witwe verkaufte das Unternehmen an die Firma Vinzenz Werner, Merzdorf bei Eulau, welche die gleichen Artikel weiterführte und das Unternehmen auch weiter entwickelte. Die Beschäftigungszahl der Arbeiter betrug seinerzeit 24 bis 25 Arbeiter und Arbeiterinnen. 1910 verkaufte Herr V. Werner das Unternehmen an die Firma Jos. Rauchfuß und Sohn. Diese entwickelte durch Neubauten das Unternehmen auf die spätere Höhe. Es wurden 70 Arbeiter beschäftigt und sämtliche Exportartikel erzeugt.

Eine der größten und ältesten Unternehmungen im Knopffach in unserer Gegend war die Fa. Franz Schönbach, Riegersdorf: Die Fa. Franz Schönbach, Riegersdorf, wurde ungefähr im Jahre 1870 von Herrn Franz Schönbach, sowie dessen Gattin, Frau Veronika Schönbach, welche aus dem Hause des Fabrikanten Ant. Fr. Schönbach, Peterswald, entstammte, gegründet. -- Auf der Brandstelle Nr. 16 in Riegersdorf wurde eine kleine Erzeugungsstätte errichtet, die zuerst Hornknöpfe erzeugte. Durch einen großen Verlust bei einer Wiener Firma mußte für einige Zeit die Fabrikation wieder aufgegeben werden und später wurden dann Messingknöpfe hergestellt. Herr Schönbach sen., der ein tüchtiger Fachmann war, verstand es, das Unternehmen durch einige vorteilhafte Maschinen und Werkzeuge, die er selbst baute, erstklassig einzurichten, so daß bald die verschiedensten Artikel erzeugt werden konnten. Bereits im Jahre 1885 lieferte man besonders gangbare Knöpfe nach Nordamerika und im Jahre 1890 wurde mit der Erzeugung von Metallknöpfen, die speziell für China geeignet waren, begonnen, die dort reichlich Absatz fanden. -- Im Jahre 1906 verschied der Begründer nach einem schweren Leiden und die Fabrik wurde von dem Sohn Franz Schönbach, sowie einer Tochter, Frau Anna Werner, übernommen, welche gemeinsam das Unternehmen bis zum Jahre 1909 weiterführten und ausdehnten. -- Frau Anna Werner trat in diesem Jahre aus dem Geschäft aus. Danach war Franz Schönbach Alleinbesitzer. -- Vor Beginn des Krieges wurde die Erzeugung von Aluminiumgeschirr eingeführt und während des Krieges verschiedene Heereslieferungen durchgeführt. -- Knapp vor Kriegsende starb die Mitbegründerin dieses Hauses, Frau Veronika Schönbach, die an dem Aufbau des Unternehmens einen unermeßlichen Anteil durch ihre kaufmännischen und wirtschaftlichen Kenntnisse genommen hatte, denn während der Gründer selbst ein ausgezeichneter Mechaniker war, verstand es Frau Schönbach in kaufmännischer Hinsicht das Unternehmen hervorragend zu leiten. -- In großem Maßstab wurden die nachstehenden Artikel erzeugt: Knöpfe aller Art, billige Zigarettentaschen, Polsternägel, Abzeichen, Aluminiumgeschirr, Schallen, Haken, Ringe für Sattler. Neu eingerichtet wird zur Zeit die Erzeugung von Zahnbohrern und Fräsern.

Von der bedeutenden Fabrik Matthias Oechsler & Sohn, Riegersdorf, gibt der nachstehende Bericht vom Bau dieses Unternehmens Kenntnis: Die Firma wurde im Jahre 1864 von Herrn Matthias Oechsler, nachmalig königl. bayerischen Kommerzienrat, dem Vater des jetzigen Inhabers der Firma Matthias Oechsler & Sohn, Herrn Geheimrat Otto Oechsler in Ansbach in Bayern gegründet. Anfänglich eine kleine Werkstatt zur Erzeugung von Bein- 7) und Drechslerwaren, konnte nach wiederholtem Verlangen durch die Energie des Gründers das kleine Unternehmen auf eine gesunde Basis gebracht werden, so daß sich die ursprüngliche Werkstatt langsam zu einem kleinen Betrieb entfaltete. Erzeugt wurden vornehmlich Drechslerwaren, sowie Beinknöpfe und Beingardinenringe. Geheimrat Otto Oechsler war schon in der frühesten Jugend für das Geschäft herangezogen worden. -- Die große, reichsdeutsche Konkurrenz machte es notwendig, einen Betrieb außerhalb der reichsdeutschen Grenzen zu gründen. So wurde im Jahre 1897 die Fabrik in Riegersdorf in kleinem Maßstabe von der Fa. Schmidt Kittel & Co., welche Steinnußknopferzeugnisse aufgegeben hatte, angekauft, obwohl ursprünglich ein stillgelegtes Farbwerk in Wittal bei Großprießen für diesen Zweck ausersehen war. Die Zahl der Arbeiter und Angestellten betrug Ultimo 1897 bereits 80. Die Fabrik Riegersdorf erzeugte bis zum Jahre 1907 ausschließlich Beinwaren, d. f. Knöpfe aller Art, Galanteriewaren 8), Drechslerwaren. Im Jahre 1900 bedurfte der Betrieb eines Zubaues. -- 1907 wurde die Metallknopffabrik der Firma Kühnel & Co. in Tyssa, welche sich im Ausgleichsverfahren befand, käuflich übernommen. Von diesem Zeitpunkt an wurde sowohl in Tyssa als auch in Riegersdorf die Erzeugung von Metallkragen- und Manschettenknöpfen in großem Maßstabe aufgenommen, obwohl dieser Industriezweig bereits einige Jahre vorher auch im Stammhaus Ansbach eingerichtet worden war. Verhältnismäßig gute Geschäftsgänge erheischten im Jahre 1914 einen weiteren Betriebszubau. 1916 wurde die Fabrikation von Hornkämmen in Riegersdorf aufgenommen, welche aber zufolge der durch die Grenzeverschiebungen geänderten Verhältnisse, hauptsächlich aber durch die wirtschaftlichen Krisen, welche zur vorläufigen Aufgabe dieses Industriezweiges führten, aufgelassen werden mußten. Später wurde die Fabrikation von Kunsthorn-Rohware, sowie deren Verarbeitung zu Fertigwaren aufgenommen. -- Arbeiterzahl 250, sowie 100 Heimarbeiter. Außer der Hauptfabrik und Stammfabrik in Ansbach/Bayern, sowie Riegersdorf entstanden noch Zweigfabriken in Weißenburg/Bayern, Burgau in Bayern, sowie Loosdorf in Nied.-Österreich. Insgesamt beschäftigte das Unternehmen 2000 Arbeiter.

Die Knopf- und Metallwarenfabrik Vincenz Werner, Merzdorf, wurde im Jahre 1910 von Herrn Vincenz und Frau Anna Werner gegründet, nachdem das seinerzeitige Geschäft, welches in Kleinkahn bis zu dieser Zeit betrieben wurde, an die Herren Jos. Rauchfuß & Sohn verkauft worden war. Die ersten Artikel wurden in einem Nebengebäude des Herrn Jos. Hesche jun. gehörigen Fabrikanwesens verfertigt, bis der Neubau im Frühjahr 1911 fertiggestellt war. Bis zu Beginn des ersten Weltkrieges wurden hauptsächlich Kragen-, Manschetten- und Phantasieknöpfe, desgleichen Modeknöpfe erzeugt, die reichlichen Absatz fanden. Der Weltkrieg konnte leider auch in diesem Unternehmen den Geschäftsaufbau hemmen. Während des Krieges wurden hauptsächlich Modeknöpfe sowie Sohlenschoner und Nägel erzeugt. Nach Beendigung des Krieges wurde der Betrieb wieder zur Friedensarbeit umgestellt, und Herr Werner sen. führte die Erzeugung von Scharnier- und Tischbändern ein, die in größerem Maßstab fabriziert wurden. 1922 starb Herr Werner sen. infolge eines schweren Herzleidens, das durch seine unermüdliche Tätigkeit beim Aufbau verschlimmert worden war. Das Geschäft wurde von den Erben, Frau Anna Werner und dem Sohn Franz übernommen und weitergeführt. Durch die allgemein gebesserte Geschäftslage nach dem Jahre 1923 konnten wiederum mehr Leute beschäftigt werden, so daß etwa 60 bis 70 Arbeiter und Angestellte in der Fabrik sowie etwa 40 Heimarbeiter dauernde Beschäftigung fanden.

Die Firma Franz Adler, Bünauburg, wurde im Jahre 1870 von Herrn Carl Jäger gegründet und 1888 von Herrn Franz Adler übernommen. Seinerzeit wurden nur Nickel-Kragen- und Manschettenknöpfe erzeugt und etwa elf Arbeiter beschäftigt. Herr Adler vergrößerte das Geschäft alsdann. Im Jahre 1890 waren schon 50 Arbeiter beschäftigt. Das Unternehmen entwickelte sich immer weiter, so daß zu Zeiten der Hochkonjunktur bis 350 Leute Beschäftigung finden konnten. Leider hatte auch dieser Betrieb unter den Nachwirkungen des ersten Weltkrieges zu leiden.

In Bünauburg bestand ferner die Nadel- und Kammfabrik Pfannschmidt & Weispfennig, die folgendes berichtete: Im Jahre 1888 errichtete die westfälische Firma Carl Schwanemeyer, Nähnadelfabrik in Iserlohn, unter der Firma Schaber & Post eine Filialfabrik ihrer Erzeugnisse in der damaligen Nähmaschinenfabrik in Bünauburg. Im Jahre 1870 ging obige Firma nach Einstellung des Betriebes infolge Unrentabilität wieder nach Iserlohn zurück. Im gleichen Jahr wurden von Josef Pfannschmidt aus Biela bei Bodenbach, Wilhelm Weispfennig und Heinrich Waelke (die beiden letzteren aus Iserlohn) ein neues gleichartiges Unternehmen unter der Firma Pfannschmidt & Waelke in Nr. 45 in Bünauburg gegründet. Nachdem im Jahre 1894 Josef Pfannschmidt starb, trat dessen Sohn Emil Pfannschmidt in die Firma ein. Heinrich Waelke trat im Jahre 1895 aus dem Unternehmen aus, und die Firma wurde auf Pfannschmidt & Weispfennig abgeändert. Die Firma erzeugte in der Hauptsache Nähnadeln aller Art, welche Erzeugung erst im Laufe vieler Jahre auf die spätere Höhe gebracht werden konnte. Als Nebenartikel wurden Metall-Staub- und Frisierkämme hergestellt. Alle diese Artikel gingen zum größten Teil nach Übersee. Beschäftigt wurden 140 Arbeiter und Angestellte.

Nachträglich gingen noch folgende Berichte ein:

 

Die Firma Eduard Weigend Tyssa-Königswald berichtete, daß das Unternehmen im Jahre 1904 in Schneeberg von Herrn Eduard Weigend sen. gegründet wurde. Anfangs erzeugte man kleine Blusen-Besatzknöpfe aus Metall. Später wurde der Betrieb nach Königswald verlegt. Hier waren Stoffknöpfe, Metallknöpfe für Indien und China Haupterzeugnisse. Während des ersten Weltkrieges wurden Sohlenschoner und Militärknöpfe für Indien hergestellt.

Ein altes, beachtliches Unternehmen war die Firma Weigend & Püschner, Tyssa 88. Sie hatte Weltruf und erzeugte alle möglichen Arten von Knöpfen und Emblemen, die in zahlreiche außereuropäische Staaten besonders auch nach Amerika ausgeführt wurden. Große Umsätze wurden von F. A. Püschner vor dem ersten Weltkrieg erzielt. Namhaft war der wöchentliche Export, vor allem nach Australien. Geliefert wurden in erheblichen Mengen patentierte Hutnadelschützer. Nach dem ersten Weltkrieg, in den Jahren 1919 bis 1922, und nach dem Tode des Mitinhabers H. Püschner sen. gab es große Schwierigkeiten, denn die Arbeiter hatten sich verflogen, und die alten Kunden, die so lange keine Ware bekamen, hatten andere Bezugsquellen gefunden. Gegen 1930 hatte sich die Firma wieder gefangen und konnte auch ihre alte Kundschaft wieder beliefern. Nach 1945 find die Fabriken von den "neuen Herren" dem Erdboden gleichgemacht und die wertvollen Maschinen ins Tschechische geschafft worden, wo sie inzwischen verrottet sein werden.

Die Knopffabrik Heinrich Nickel, Eulau, ist von H. Nickel im Jahre 1907 gegründet worden. Sie hatte in ihrem Betrieb und außerhalb etwa 30 Beschäftigte. Als Spezialität wurden Kragen- und Manschettenknöpfe, wie auch indische Phantasieartikel erzeugt.

Ein genauer Bericht fehlt leider von Prokop Jäger & Söhne, Tyssa. Das Unternehmen hatte eine namhafte Produktion und erzeugte Knöpfe aller Art sowie kleinere Metallwaren.

In Peterswald sind noch zu erwähnen: Die kleineren Unternehmen von Ferdinand Schönbach sowie Karl Kühnel, in Raiza die Firma Brüder Paul. Sie erzeugten fast durchwegs Metall- und Zelluloidknöpfe.

 

Begriffserläuterungen:

  1) Zelluloid = leicht brennbarer Kunststoff aus Zellulosenitrat, Zellhorn
  2) fassoniert = geformt
  3) Agraffe = als Schmuckstück dienende Spange oder Schnalle
  4) Gilet = Weste
  5) Joppe = Jacke
  6) dessiniert = gemustert
  7) Bein = Knochen
  8) Galanteriewaren = Mode-, Putz-, Schmuckwaren; modisches Zubehör wie Tücher, Fächer usw.
  9) Realität = Grundstück
10) Rekurs = Einspruch, Beschwerde in Verwaltungssachen

Quelle: Artikel aus "Trei da Hejmt",
    Mitteilungsblatt für den Heimatkreis Tetschen-Bodenbach/Sudetenland,
    Folge 6/1965 ff.
    Beiträge der Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung in Nordböhmen,
    2. Jahrg. Nr. 3 (1965) ff.
    Handschriftliche Berichte und Zuschriften an den Verfasser.

letzte Aktualisierung am 12.09.2004